Die Vorkriegsmodelle

Die Verwandtschaft zur Kutsche war - vor allem bei den frühen Modellen - noch deutlich zu erkennen.

Technisch dominierte viel Hubraum mit eher wenig PS, großdimensionierte Bremsen mit  vergleichsweise geringer Wirkung. Beim Schalten musste man sich Zeit lassen: Zwischenkuppeln bzw. Zwischengas waren Routine. Lenk- und Bremskraftverstärker waren unbekannt. Exakter Geradeauslauf und eine komfortable Federung mussten erst noch entwickelt werden.

Alles in allem ein unvergleichliches Fahrgefühl: Entschleunigtes Fahren aus einer Zeit, als das Wort noch unbekannt war.

Die Nachkriegszeit 1945 - 1960

Bei Kriegsende war die zivile Automobilproduktion fast vollständig zum Erliegen gekommen. Um so erstaunlicher, dass schon 1945 wieder 44 Automobilmarken die Produktion aufnahmen. Gefragt waren vor allem preisgünstige Modelle, die in großen Stückzahlen gebaut werden konnten. VW Käfer, Citroën 2CV und der Fiat 500 waren typische Vertreter. Aber auch luxuriösere Modelle und Sportwagen wurden gebaut und sind heute gefragte Raritäten.

Das Design stammt teilweise noch aus der Vorkriegszeit mit mächtigen, ausladenden Kotflügeln. Einige Hersteller wandten sich der Pontonform zu, aber auch revolutionäre Entwürfe wie Citroëns DS-Reihe stammen aus dieser Zeit.

Auch technisch gab es viele Neuigkeiten: Der Austin-Healey 100 S bekam 1955 als erstes europäisches Serienmodell 4 Scheibenbremsen. Der 3-Punkt-Sicherheitsgurt wurde von Volvo seit 1958 im PV 544 als Serienausstattung verbaut.

Die Swinging Sixties 1960 - 1969

Das zeigte sich allerdings vor allem in der Musik und in der Mode. Bei den Autos war die Pontonform die vorherrschende Linie. Damit man die Modelle noch unterscheiden konnte, wurden reichlich Chromzierteile verbaut und aus den USA übernahm man die betonte Heckflosse.

 

Einige Entwürfe aus dieser Zeit prägten aber das Bild ihrer Marke ( z.B. der Porsche 911 ) oder wurden zum Vorbild einer ganzen Fahrzeug-klasse, wie z.B. der 5-türige, kompakte Renault R4. Daneben entstanden auch einzelne, ikonische Modelle: Der NSU RO 80 und der Jaguar E-Type sind Beispiele dafür.

 

Technisch seiner Zeit voraus war 1966 der Jensen FF, bei dem erstmals ein ABS-System und der Vierradantrieb (bei einem Pkw) zum Einsatz kamen.

 

Safety first 1970 - 1979

Steigende Unfallzahlen führten dazu, dass man sich verstärkt mit der Verkehrssicherheit befasste. Viele, heute selbstverständliche Dinge, stammen aus dieser Zeit. Seit 1970 musste man ein Warndreieck mitführen, 1971 kam noch der Verbandskasten dazu. Ebenfalls in diesem Jahr ersetzte der Verkehrsrundfunk RDS das alte ARI-System. 1971 erhielt auch Daimler-Benz ein Patent für "eine Einrichtung zum Schutze von in Fahrzeugen befindlichen Personen". Bis zur Markteinführung des Airbags dauerte es allerdings noch bis Ende 1980. Die Gurtanlegepflicht wurde 1976 eingeführt - und führte zu heftigen Diskussionen.

 

Ebenfalls in dieser Zeit sorgte die erste Ölkrise 1973 für vier autofreie Sonntage. Man begann sich Gedanken über den Benzinverbrauch zu machen und erinnerte sich an die Vorteile einer aerodynamisch optimierten Form.

 

In England kam 1970 der Range Rover auf den Markt: Ein geländegängiges Auto, mit dem man auch vor die Oper fahren konnte. Seither bevölkern unzählige verschiedene SUV-Modelle die Straße, aber nicht alle können von sich behaupten, es im Gelände mit dem Urvater aufnehmen zu können. 

Eine weitere neue PKW-Kategorie entstand 1974: Für VW begann mit dem Golf eine neue Ära und die Kompakt- oder Golfklasse wurde zum meistverkauften Marktsegment.

 

 

 

 

Moderne Zeiten 
1980 - 1994

Die 80er Jahre wurden manchmal auch spöttisch als das Plastikjahrzehnt bezeichnet. Tatsächlich fanden sich Kunststoffanbauteile im gesamten Karosseriebereich und auch das Armaturenbrett wurde grossflächig damit verkleidet. 

Gleichzeitig waren diese Jahre auch durch den fortschreitenden Einsatz von Fahrzeugelektronik gekennzeichnet. Nachdem es die elektronische Benzineinspritzung schon seit 1967 gab, ermöglichte die Fertigung von kleinen Sensoren und Steuergeräten den Einbau von Airbags, ESP und anderen Assistenzsystemen. Gleichzeitig entstanden natürlich neue, bislang unbekannte Fehlerquellen.

 

1980 gab es den bis heute längsten Stau (178 km) zwischen Paris und Lyon. Man musste sich auch an die neu eingeführte Abgassonderunter-suchung (1985) gewöhnen, ebenso an die 30er-Zonen ( erstmals 1983, in Buxtehude), das Verbot verbleiten Benzins (1988) und daran, dass Neufahrzeuge einen Katalysator haben mussten (1989).

 

Viele Produzenten brachten Modelle im Retro-Design (VW Beetle, Mini oder Chryslers PT-Cruiser). Renault stellte 1984 den Espace vor und war damit so erfolgreich, dass auch andere Hersteller grosse Familien-Vans ins Programm nahmen. Das wahrscheinlich ikonischste Auto dieser Jahre ist aber eines der kleinsten: der Fiat Panda, vielleicht der letzte echte "Volkswagen". Bauhaus mit Lenkrad, gekennzeichnet durch schnörkellose Linien und den Verzicht auf alles nicht Notwendige (aber immerhin noch mit Aschenbecher).

 

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